Symbolbild: Frauen als Akteurinnen der Energiewende

Mehr Innovation durch Chancengleichheit
Frauen als Akteurinnen der Energietransformation

Die Energiewende und die nationale Zielsetzung „Klimaneutralität bis 2040“ stellen unsere Wirtschaft und Gesellschaft vor große Herausforderungen. Der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaftsweise und einem zukunftsfitten Energiesystem auf Basis erneuerbarer Energieträger kann nur gelingen, wenn alle verfügbaren Potenziale genutzt werden und viele talentierte Menschen mitwirken. Frauen spielen in diesem Transformationsprozess eine Schlüsselrolle. Um die Expertise und das Engagement von Frauen für die Gestaltung einer nachhaltigen Energiezukunft nutzen zu können, braucht es Chancengleichheit in Forschung und Technologieentwicklung, in Unternehmen und Organisationen und in allen wichtigen Entscheidungsbereichen.

Diversität als Treiber für Innovation

Viele Studien1 belegen, dass Chancengleichheit zu mehr Offenheit und Diversifizierung in Unternehmen und Organisationen beiträgt und die Entwicklung von innovativen Strategien und Lösungen befördert. Teams mit einem ausgewogenen Frauenanteil agieren oft lösungsorientierter, kreativer und effizienter. Diversität steigert nachweisbar die Unternehmensleistung und Produktivität, begünstigt nachhaltige und innovationsfreundliche Strukturen und trägt zu einem höheren Wohlbefinden und Engagement der Mitarbeiter:innen bei. Es ist daher dringend notwendig, Frauen verstärkt für eine Ausbildung in Naturwissenschaft, Technik, Ingenieurwesen und Mathematik zu motivieren und ihre Karrierechancen im Energiesektor gezielt zu unterstützen. In einer Studie im Auftrag der Exekutivagentur für Klima, Infrastruktur und Umwelt der Europäischen Kommission (CINEA) wird aktuell die Rolle von Frauen in der Energieforschung analysiert, um Erfolgsfaktoren für wirksame Interventionen in 35 Ländern zu identifizieren.2 Der aktuell drohende Fachkräftemangel könnte zusätzlich als Motor für mehr Chancengleichheit wirken, denn die Besetzung vieler neuer Positionen z. B. im Bereich erneuerbare Energien, Wasserstoff oder Speichertechnologien wird nur gelingen, wenn mehr Frauen für diese Berufsfelder gewonnen werden.

Frauen im heimischen Energiesektor

Auch in Österreich zeigt sich, dass die Energiebranche gezielte Maßnahmen zur Förderung von mehr Diversität benötigt. Nur 24 % der Angestellten in diesem Bereich sind weiblich, belegt eine vom Klima- und Energiefonds beauftragte Studie des AIT (Austrian Institute of Technology) zum Thema Chancengleichheit im österreichischen Energiesektor.3 Für die Analysen wurden Geschäftsberichte und Nachhaltigkeitsberichte sowie Informationen u. a. zu Frauenförderung, Gender-Mainstreaming und Diversity herangezogen. Insgesamt wurden Daten von 116 Organisationen unterschiedlicher Größe aus allen neun Bundesländern analysiert. Es zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang mit der Unternehmensgröße: Je größer ein Unternehmen ist, desto geringer ist der Anteil weiblicher Beschäftigter. Generell ist der Frauenanteil je nach Tätigkeitsbereich sehr unterschiedlich: Im Top-Management sind durchschnittlich nur 10 % Frauen beschäftigt. Im Bereich der kaufmännisch-administrativen Tätigkeiten ist der Frauenanteil am höchsten und liegt bei 61 %, bei technisch-manuellen Fachkräften ist er mit 4 % am niedrigsten.

Quelle: AIT-Studie „Chancengleichheit in der Energiewende“ (Daten von 116 österreichischen Organisationen)
Quelle: AIT-Studie „Chancengleichheit in der Energiewende“ (Daten von 116 österreichischen Organisationen)

Wirkungsvolle Maßnahmen

Die Studie zur Chancengleichheit im Energiesektor zeigt auch, mit welchen Strategien und Maßnahmen die Gleichstellung von Frauen und Männern in Unternehmen verbessert werden kann. Gendersensible Sprache, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie gelebte Chancengleichheit nehmen im Bewusstsein der Mitarbeiter:innen zunehmend einen hohen Stellenwert ein. Als konkrete Empfehlungen werden in der Studie u. a. gezielte Nachwuchsförderung und Lehrer:innenausbildung, die Schaffung von Rollenvorbildern, transparente, faire Bewerbungsprozesse und die Entwicklung von neuen Arbeitsmodellen (Teilzeit und Job Sharing, Homeoffice, flexible Arbeitsgestaltung, Karenz und Freistellungen, Väter-Karenz, etc.) genannt.
 
In dieser Ausgabe stellen wir einige Expertinnen aus der Forschung und aus Unternehmen vor, die mit großem Engagement an Schlüsselpositionen im Energiesektor tätig sind und einen wichtigen Beitrag zur Transformation des Energiesystems leisten. Ausgewählte aktuelle Projekte, die mit Unterstützung des Bundesministeriums für Klimaschutz und des Klima- und Energiefonds durchgeführt werden, geben einen Einblick in die Arbeit dieser Rollenvorbilder.

Foto: IDRIC
Foto: IDRIC

„Um eine nachhaltige Zukunft für alle zu erreichen und gleichzeitig die Klimakrise zu bewältigen, ist ein gerechter Übergang zur Klimaneutralität (‚just transition’) unerlässlich. Die Förderung von Gleichstellung und Diversität in allen Aspekten des Wandels ist auch für die gemeinsame Entwicklung von Lösungen für eine grünere Zukunft von entscheidender Bedeutung. Wir verfolgen in unserer Organisation, dem Industrial Decarbonisation Research and Innovation Centre (IDRIC), einen vielschichtigen und ganzheitlichen Systemansatz, da wir die komplexen Herausforderungen eines gerechten Transformationsprozesses nur durch verantwortungsvolle Innovation bewältigen können. Aus diesem Grund verankern und fördern wir Gleichberechtigung, Diversität und Inklusion in unseren Industrieclustern und Forschungseinrichtungen, um gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wohlstand zu schaffen.“

Prof. Mercedes Maroto-Valer
IDRIC Director and Industrial Decarbonisation Champion,
UK Industrial Decarbonisation Research & Innovation Centre (IDRIC)
Gewinnerin des Net-Zero Industries Mission Award 2023 in der Kategorie „Female Innovators“

1Studie „Diversity is good for Growth“, PWC 2019
www.pwc.de/de/real-estate/pwc-diversity-is-good-for-growth.pdf
2Study on Gender Balance in the R&I Field to Improve the Role of Women in the Energy Transition
 empirica.com/news/study-on-gender-balance-in-the-ri-field-to-improve-the-role-of-women-in-the-energy-transition
3nachhaltigwirtschaften.at/de/news/2023/20230724-studie-chancengleichheit-energiewende.php
 

 

  • Foto: Christina Maria Huber, neoom
    Foto: Christina Maria Huber, neoom