Interview mit O.Univ.-Prof. Reinhold W. Lang
JKU Linz, Institute of Polymeric Materials and Testing

O.Univ.-Prof. Reinhold W. Lang, Foto: JKU Linz
O.Univ.-Prof. Reinhold W. Lang, Foto: JKU Linz

Wie beurteilen Sie die Chancen für eine weltweite Verbreitung der Solartechnologien, speziell der Photovoltaik?
Mit einer jährlichen Wachstumsrate über die letzten 10 Jahre von weltweit etwa 60 % weist die Photovoltaik im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energietechnologien die kontinuierlich höchsten Steigerungsraten auf. So lag die global installierte PV-Leistung 2011 bereits bei ca. 70 GW. Bis 2011 dominierte die EU das globale Marktwachstum, künftig werden auch nicht-europäische  Märkte (insbesondere Asien mit China an der Spitze) an Bedeutung zulegen. Insgesamt hat die PV-Technologie mittlerweile technisch und kostenmäßig einen Reifegrad erreicht, der eine zunehmende weltweite Marktdurchdringung garantiert.

Welche Bedeutung haben neuartige Polymermaterialien für die Weiterentwicklung der Photovoltaik-Technologie?
Über die Einkapselungsmaterialien (Zell-Einbettung und Folienverbunde zur Rückabdeckung) und Anschlussboxen bei PV-Modulen, aber auch z. B. bei diversen Komponenten in Wechselrichtern und bei der Kabelisolierung haben Kunststoffe schon heute wesentlichen Anteil an der Herstellung von PV-Modulen und PV-Anlagen. Mit der steigenden Bedeutung von semi-flexiblen und flexiblen Modulen kommen künftig noch Kunststofffolien zur Frontabdeckung hinzu. Nach Einschätzung vieler Experten werden neuartige Einkapselungsmaterialien, die sich schneller und kostengünstiger verarbeiten lassen als derzeit verwendete Materialien, zu einem bestimmenden Faktor der weiteren Technologieentwicklung und Marktdurchdringung.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit von Forschungseinrichtungen und Unternehmen in den Bereichen Photovoltaik und Kunststofftechnologie?
Zur Aufrechterhaltung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit aber auch zur Steigerung der nationalen Marktattraktivität wurde 2009 die österreichische Technologieplattform Photovoltaik eingerichtet. Eine zentrale Rolle für die multi-laterale, kooperative Forschung spielen Förderprogramme wie „Neue Energien 2020“ und „e!Mission.at“ des österreichischen Klima- und Energiefonds. Mit dem in diesem Rahmen geförderten FuE-Projekt SolPol-3 ist es erstmals gelungen, Unternehmen aus der österreichischen PV- und Kunststoffindustrie und österreichische Forschungseinrichtungen aus der PV- und Kunststoffforschung in breiter Form zu beteiligen.

Welche Rolle spielt der Knowhow-Transfer im Rahmen internationaler Programme, wie z. B. der IEA Forschungskooperation?
Eine erfolgreiche Forschungsstrategie besteht aus einem adäquaten Mix nationaler und internationaler Forschungsaktivitäten. IEA-Kooperationen nehmen hier als weltweite Plattformen des Kompetenzaustausches eine besondere Rolle ein. Neben bereits bestehenden IEA Tasks zur PV wäre aus meiner Sicht ein eigener Task zur Thematik „PV-Einkapselung“ wünschenswert.