Foto: DI Prehm

Foto: DI Prehm

Anergy2Plus
Ganzheitliches Konzept für ein zukunftsweisendes Wohnquartier

Im niederösterreichischen Herzogenburg entsteht, initiiert vom Verein „Garten der Generationen“, ein nachhaltiges Wohn- und Lebensquartier, das konsequent nach ökologischen Kreislaufprinzipien geplant wurde und aktuell über mehrere Bauphasen realisiert wird. Das Konzept umfasst sowohl biologische, soziale, physikalische und wirtschaftliche Kreisläufe. Auf 10.000 m2 Bruttogeschossfläche entsteht attraktiver und leistbarer Wohnraum für alle Generationen. Ziel der gesamtheitlichen Quartiersplanung ist es, optimale Bedingungen für einen nachhaltigen Lebensstil, soziales Miteinander sowie ein senioren- und kindergerechtes Umfeld zu schaffen. Der sorgsame Umgang mit lokal verfügbaren Ressourcen und eine zukunftsfähige Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energie sind wichtige Pfeiler des Gesamtkonzepts. In der ersten Bauphase mit Baubeginn im Winter 2020/2021 wurden zwei Mehrfamilienhäuser mit Werkstatt, Gästewohnung und betreubares Wohnen sowie ein großes Gemeinschaftshaus mit Veranstaltungsaal errichtet.

Anergienetz für die nachhaltige Energieversorgung

Für die Erzeugung, den Verbrauch und die Speicherung von Energie wurde im Rahmen des Forschungsprojekts Anergy2Plus1 ein innovatives technologisches Konzept entwickelt. Zentrales Element ist ein Anergienetz zur Wärme- und Kälteversorgung, das mit den Bauphasen wachsen wird und schrittweise mehr und mehr lokale Ressourcen einbinden soll. Ein Niedertemperatur-Mikronetz verbindet die Gebäude und primärseitigen Langzeitspeicher miteinander und ermöglicht es, Wärme untereinander auszutauschen. Mittels dezentraler Wärmepumpen in den Gebäuden wird die Nutzwärme für die Haushalte bereitgestellt. Versorgt wird das gesamte System zum großen Teil durch solarthermische Kollektoren in Kombination mit saisonalen Langzeitspeichern, Wärmepumpen sowie gebäudeseitigen Speichern. Parallel zur ersten Bauphase wurde die Infrastruktur für die Energieversorgung über das Anergienetz (inklusive Erdspeicher und Fundamentspeicher, Wärmepumpen sowie Solarkollektoren) errichtet. Mithilfe eines umfassenden Monitorings soll der Betrieb laufend begleitet und optimiert werden, das Equipment dazu wurde ebenfalls bereits installiert.

Erneuerbare Energiequellen

Weitere lokale Ressourcen sollen im nächsten Schritt eingebunden werden. In Zukunft soll ein Biomeiler Bioabfälle und Grünschnitte energetisch verwerten. Die beim aeroben Kompostierungsprozess entstehende Wärme soll aufgefangen und ebenfalls zur Deckung des Wärmebedarfs der Gebäude genutzt werden. Der verbleibende nährstoffreiche Kompost kann weiterverwendet werden, um den biologischen Kreislauf zu schließen.

Geplante Ausbaustufen für ein integriertes Energiesystem zur autarken Energieversorgung (Wärme, Strom und Mobilität), Quelle: AEE INTEC
Geplante Ausbaustufen für ein integriertes Energiesystem zur autarken Energieversorgung (Wärme, Strom und Mobilität), Quelle: AEE INTEC

Abwassernutzung

Auch beim Thema Wasser setzt das Projekt auf größtmögliche Ressourcenschonung. Das Abwasser wird mithilfe einer aeroben Rotte-Pflanzenfilteranlage zur Wiederverwendung aufbereitet. Das gereinigte Wasser wird gespeichert und zur Bewässerung der Gärten verwendet. Täglich können damit etwa 3 bis 4 m3 Wasser am Grundstück gehalten werden. Die verrotteten und kompostierten Feststoffe des Abwassers werden als Dünger eingesetzt.

Foto: Garten der Generationen
Foto: Garten der Generationen

„Für uns als gemeinschaftliches Wohnprojekt ist es eine neue und schöne Erfahrung an so einem großen Forschungsprojekt beteiligt zu sein. Zum Glück haben wir erfahrene Partner an unserer Seite: Allen voran die Firma Obkircher Plus aus Wien und AEE INTEC Institut für Nachhaltige Technologien aus Gleisdorf.“
Ronald Wytek
Vorstandsmitglied Garten der Generationen

Ausblick

Im Rahmen der nächsten Bauphasen werden weitere Gebäude mit ähnlichen Nutzungsprofilen sowie Energieproduktions- und Speichereinheiten errichtet. Das Energiesystem soll über externe Langzeitspeicher erweitert werden. Geplant ist weiters die Integration von Photovoltaik-Modulen, um den Strombedarf im Quartier mit lokalen Energiequellen abdecken zu können. Innovative Maßnahmen auf Komponenten- sowie Systemniveau sind angedacht, u. a. Last- und Speichermanagement und die Verschränkung der Wärme-, Kälte- und Stromversorgung. Langfristig will man durch die intelligente Vernetzung von Angebot, Nachfrage, Speicherkapazitäten sowie Nutzer:innenverhalten eine integrierte, möglichst autarke Energieversorgung im Bereich der Wärme- und Stromversorgung sowie der Mobilität erreichen. Die Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem Projekt können bei der Planung und Umsetzung anderer nachhaltiger Bauvorhaben genutzt werden.
 
nachhaltigwirtschaften.at/de/sdz/projekte/anergy-2-plus.php
 
1 Projektpartner: Garten der Generationen (Projektleitung), AEE INTEC Institut für Nachhaltige Technologien, Obkircher Plus
 
Detailinfos für Interessent:innen: www.gartendergenerationen.net
 

 

  • Im 1. Bauabschnitt errichtet: Objekte 1, 3, 4, zwei solarthermische Kollektorfelder mit insgesamt 100 m2, ein Erdsondenfeld (gelb) zur saisonalen Speicherung von Wärme, Fundamentspeicher unter den Gebäuden (grau), Teile des Anergienetzes (rote und blaue Linien), gebäudeseitige Wärmepumpen (schwarz) und Speichertanks (weiß), Quelle: AEE INTEC
    Im 1. Bauabschnitt errichtet: Objekte 1, 3, 4, zwei solarthermische Kollektorfelder mit insgesamt 100 m2, ein Erdsondenfeld (gelb) zur saisonalen Speicherung von Wärme, Fundamentspeicher unter den Gebäuden (grau), Teile des Anergienetzes (rote und blaue Linien), gebäudeseitige Wärmepumpen (schwarz) und Speichertanks (weiß), Quelle: AEE INTEC
  • Erste BewohnerInnen des gemeinschaftlichen Wohnprojektes kurz nach dem Einzug im September 2022, Foto: Garten der Generationen
    Erste BewohnerInnen des gemeinschaftlichen Wohnprojektes kurz nach dem Einzug im September 2022, Foto: Garten der Generationen