Interview mit Univ.Prof. DI Dr. Hermann Hofbauer, Inst. für Verfahrenstechnik, TU Wien
zur österreichischen F&E im Bereich Bioenergie

Univ.-Prof. DI Dr. Hermann Hofbauer, Foto: TU Wien
Univ.-Prof. DI Dr. Hermann Hofbauer, Foto: TU Wien

Wie schätzen Sie die Potenziale der Bioenergie für unsere zukünftige Energieversorgung ein?
Bioenergie ist gespeicherte Sonnenenergie, die jederzeit genutzt werden kann, unabhängig davon, ob gerade die Sonne scheint oder der Wind bläst. Wind- und Solarenergie sind zeitlichen Schwankungen unterworfen und müssen daher mit geeigneten Speichertechnologien kombiniert werden. Aufgrund dieses wichtigen Vorteils der Bioenergie wird sie in einem zukünftigen und auf Nachhaltigkeit beruhenden Energiesystem einen hohen Stellenwert einnehmen.

Wie aktiv sind österreichische Forschung und Unternehmen in diesem Bereich?
Nach meiner Wahrnehmung sind sowohl die österreichischen Forschungseinrichtungen als auch die im Bereich der Bioenergie tätigen Unternehmen durchaus aktiv. So ist es immer möglich gewesen, für unsere Ideen auch Firmen zu gewinnen, die sich an den Entwicklungen beteiligen und am Markt dann erfolgreiche Produkte umsetzen.

Wie ist Österreich in internationale Forschungsaktivitäten eingebunden?
Österreichs ForscherInnen sind international äußert aktiv und erfolgreich und haben in den vergangenen Jahrzehnten eigene Netzwerke aufgebaut. Das ist die Grundlage zur erfolgreichen Teilnahme an den verschiedenen EU-Programmen. Eine wesentliche Basis für die Entwicklung dieser Netzwerke ist die IEA-Forschungskooperation, wo Österreich seit fast 40 Jahren eingebunden ist.

Welche Chancen bietet die Teilnahme an IEA-Bioenergy den ForscherInnen und den Unternehmen?
Energieforschung ist ein internationales Thema und macht nicht an den Grenzen Österreichs halt. Durch die Teilnahme an IEA-Bioenergy können  die internationalen Entwicklungen rechtzeitig erkannt und mitgestaltet werden. In der Folge können die Forschungsthemen in Österreich richtig positioniert und Stärken aufgebaut werden, die dann bei Beteiligungen an internationalen Forschungsprojekten einfließen. In einigen Bereichen der Bioenergie hat Österreich in der Vergangenheit durchaus auch eine internationale Leadfunktion übernommen.

In welchen Forschungsbereichen besteht besonders hohes Entwicklungspotenzial?
Ein zukünftiges nachhaltiges Energiesystem wird auf einem intelligenten Zusammenspiel mehrerer erneuerbarer Energieformen beruhen, wobei in dieses System primär dezentrale Erzeuger einspeisen werden. Derzeit werden zum Beispiel duale Systeme von Energienetzen (z. B. Strom und Erdgas) diskutiert, wobei effiziente Methoden der Umwandlung  nötig sind („Power to Gas“). In diesen Bereichen liegt aus meiner Sicht ein hohes Entwicklungspotenzial, das es in Zukunft zu evaluieren und nutzen gilt.