Interview mit DI Walter Hütter, e7
zu Chancen und Risiken bei der Sanierung historischer Gebäude

DI Walter Hüttler, e7
DI Walter Hüttler, e7

Welche Rolle spielt die Sanierung von historischer Bausubstanz bei der nachhaltigen Gestaltung unserer städtischen Lebensräume?
Historische Gebäude stellen einen wichtigen Teil unseres kulturellen Erbes dar. In vielen Fällen besteht die Herausforderung darin, dass der Erhalt dieses Erbes mit einer Anpassung der Gebäude an veränderte Nutzungen und zeitgemäße Komfortstandards verbunden ist, gleichzeitig aber auch Energiebedarf und Betriebskosten gesenkt werden sollen. Mit zukunftsfähigen energietechnischen Standards kann auch bei historischen Gebäuden ein wertvoller Beitrag für den Klimaschutz geleistet werden.

Sind die neuen Technologien bereits ausgereift, wo besteht aus Ihrer Sicht weiterer Forschungsbedarf?
Die wesentlichen Technologien wie z. B. Systeme für die Innendämmung oder mechanische Lüftungsanlagen sind verfügbar.  Forschungsbedarf sehen wir nach wie vor bei hochwertigen Lösungen für historische Fenster. Eine wichtige Rolle könnten zukünftig auch hochwärmedämmende Putze spielen, aber auch hier besteht noch Entwicklungsbedarf, was den Einsatz bei historischen Objekten betrifft.

Lassen sich integrierte Gesamtlösungen für die Sanierung von Gründerzeithäusern kosteneffizient umsetzen?
Unsere Demonstrationsprojekte zeigen, dass hochwertige Konzepte auch bei unterschiedlichen Geschäftsmodellen wirtschaftlich darstellbar sind. Wir evaluieren bei allen Projekten nicht nur die Investitionskosten, sondern auch die laufenden Kosten im Betrieb.

Was sind die rechtlichen und prozesstechnischen Hürden bei der praktischen Umsetzung solcher Sanierungsprojekte?
Da gibt es eine ganze Reihe: von offenen nachbarschaftsrechtlichen Fragen – z. B. wenn eine Feuermauer gedämmt werden soll und die Zustimmung der Nachbareigentümer erforderlich ist – bis hin zur Frage, wie unter den bestehenden wohn- und förderrechtlichen Bedingungen der Einsatz erneuerbarer Energieträger auch im historischen Gebäudebestand verstärkt werden kann. Wir haben uns auch intensiv mit den Umsetzungsprozessen auseinandergesetzt und einen Arbeitsbehelf für die Information und Betreuung der BewohnerInnen erarbeitet. Bei tiefgreifenden Sanierungen mit Innendämmung spielt z. B. auch die Frage eine Rolle, wieweit für die MieterInnen temporär Ersatzwohnungen angeboten werden können.

Findet das Thema auch international Beachtung?
Wir haben gesehen, dass die nachhaltige und energietechnisch hochwertige Sanierung von historischen Gebäuden auch in anderen europäischen Ländern wie z. B. in Belgien, Deutschland, Italien und der Schweiz ein sehr wichtiges Thema geworden ist. So gesehen sind wir mit unserem Gründerzeitprojekt rechtzeitig gestartet, um die Erfahrungen aus Österreich jetzt in internationalen Kooperationen einbringen zu können.