Experteninterview
DI Helfried Brunner, AIT Austrian Institute of Technology

DI Helfried Brunner AIT Austrian Institute of Technology, Foto: AIT
DI Helfried Brunner
AIT Austrian Institute of Technology, Foto: AIT

Sie sind aktiv am österreichischen Strategieprozess Smart Grids 2.0 beteiligt, haben u.a. die Arbeiten an der „Strategic Research Agenda“ geleitet. Wie beurteilen Sie die bisherigen Entwicklungen im Bereich Smart Grids-Technologien in Österreich?
Durch die bisherige Strategiearbeit und die innovationsfreundliche Förderlandschaft konnte eine hervorragende Basis gelegt werden. In den daraus hervorgehenden Initiativen, unter der Beteiligung von Industrie, Energieversorgern, Infrastrukturbetreibern und Forschung, konnte sich Österreich eine internationale Vorreiterrolle erarbeiten – sowohl in der Entwicklung von Technologien wie beispielsweise zur Steigerung der Aufnahmekapazität von elektrischen Verteilernetzen für Erneuerbare Energien, aber auch bei den dahinterliegenden Entwicklungsdienstleistungen.

Was sind die nächsten Schritte in Richtung Umsetzung eines zukunftsfähigen Energiesystems?
Derzeit liegt der Fokus noch auf der Weiterentwicklung von Methoden und Lösungen für die einzelnen Energiedomänen (Strom, Wärme, Gas) mit zunehmender Betrachtung der Schnittstellen (Hybridnetze). Dies legt die Basis für den nächsten Schritt, nämlich eine interdisziplinäre, integrierte und systemische Erforschung des zukünftigen Energiesystems über alle Domänen hinweg. Danach wird auf die Weiterentwicklung des in der Praxis integrierten Energiesystems mit den gesammelten Erfahrungen fokussiert.

In welchen Bereichen besteht der größte Forschungsbedarf?
Neben der Weiterentwicklung von Einzeltechnologien und Systemlösungen, ist ein zentraler Faktor die Reduzierung der Planungsunsicherheit bei deren konkretem Einsatz in der Praxis. Es braucht daher möglichst einfache Methoden und Werkzeuge, um sowohl den Infrastrukturbetreibern als auch der Industrie die Möglichkeit in die Hand zu geben zu evaluieren, wann an welcher Stelle welche Lösung am besten geeignet ist.

Wie sind die österreichischen Aktivitäten im Bereich Smart Grids international eingebettet?
Die österreichischen Aktivitäten im Bereich Smart Grids werden nicht losgelöst von internationalen Initiativen betrachtet. Die Einbettung geht in zwei Richtungen: Die Diskussionen und Entwicklungen in den einzelnen internationalen Initiativen, wie zum Beispiel der Internationale Energieagentur oder der European Research Alliance, finden Eingang in die österreichischen Entwicklungen. Über die internationale Vernetzung unserer eigenen Aktivitäten, wie die Beteiligung von österreichischen Pilotversuchen an internationalen Forschungsprojekten, wird sichergestellt, dass die hier entwickelten Lösungen den Weg in internationale Initiativen finden.