Überwachung des Stromnetzes in der Netzleitwarte, Foto: Energie Steiermark/Werner Krug

Überwachung des Stromnetzes in der Netzleitwarte, Foto: Energie Steiermark/Werner Krug

Blockchain Grid
Lokales Energie-, Speicher- und Netzmanagement im Test

Projekt national
Projekt national

Die steigende Anzahl an dezentralen Einspeisern erneuerbarer Energie sowie neue Verbraucher wie Elektrofahrzeuge, Wärmepumpen oder Klimaanlagen stellen eine zunehmende Belastung für die Mittel- und Niederspannungsnetze dar. Um lokal erzeugte Energie in Zukunft vermehrt auch vor Ort verbrauchen zu können, werden neue Energiekonzepte benötigt. Lokale Energiegemeinschaften sind ein zukunftsweisendes Konzept, das auch im Klima- und Energiepaket der EU „Clean energy for all Europeans“1 verankert wurde. Sie ermöglichen es BürgerInnen und Kommunen aktiv als Prosumer (d. h. als EnergieproduzentInnen und -konsumentInnen) am Energiesystem teilzunehmen.

Nutzung freier Netz-Ressourcen für Anwendungen mit hohen Leistungen (z. B. Ladung von Elektrofahrzeugen), Abb.: Green Energy Lab
Nutzung freier Netz-Ressourcen für Anwendungen mit hohen Leistungen (z. B. Ladung von Elektrofahrzeugen), Abb.: Green Energy Lab

Testbetrieb in südsteirischer Gemeinde

Seit Herbst 2017 ist die südsteirische Gemeinde Heimschuh Schauplatz eines Vorzeige-Projekts für lokale Energiegemeinschaften. Im Rahmen des Forschungsprojekts „LEAFS“2 wurde hier ein zentraler Gemeinschaftsspeicher für Photovoltaik-Strom errichtet. Anrainer können ihren selbst erzeugten Sonnen-Strom in diesen Speicher einspeisen und ihn dann zurückholen, wenn sie ihn brauchen. Damit steigert sich der Nutzungsgrad der Photovoltaikanlagen von 30 % auf über 70 % und die Stromkosten der Haushalte sinken. Gleichzeitig wird das lokale Stromnetz entlastet und zusätzliche Kapazitäten für den Anschluss von weiteren Einspeisern erneuerbarer Energie geschaffen.

Foto: Energie Steiermark
Foto: Energie Steiermark

„Die Energienetze Steiermark nehmen mit diesem Projekt gemeinsam mit den Projektpartnern Siemens, Energie Burgenland und dem Austrian Institute of Technology (AIT) eine europaweite Vorreiterrolle ein. Wir analysieren konkrete Strategien bereits jetzt direkt im Feld, noch bevor wir es müssen. Dadurch erarbeiten wir uns wertvolles Wissen und haben dann einen immensen Startvorteil.“

Christian Purrer und Martin Graf
Vorstand Energie Steiermark

Blockchain-Technologie nutzen

Seit 2019 läuft ein weiterer Feldversuch im Testnetz der Gemeinde Heimschuh mit ca. 200 passiven und 13 aktiven TeilnehmerInnen. Mit dem Projekt Blockchain Grid3 entwickelt und testet Energie Netze Steiermark in Kooperation mit Energie Burgenland, Siemens und AIT Austrian Institute of Technology eine neue Anwendung, die es den NutzerInnen erlaubt, ihren Überschuss an Sonnen-Strom direkt an die Nachbarn zu verkaufen sowie autonom freie Netzressourcen untereinander aufzuteilen. Der Schlüssel dafür ist die Blockchain-Technologie, die hier im Realbetrieb für das innovative Energie-, Speicher- und Netzmanagement erprobt wird. 13 Haushalte nehmen aktiv als Prosumer teil und können über eine blockchain-basierten Plattform ihre freien Ressourcen für die Bereitstellung von Flexibilität teilen. Heimschuh wird damit zu einer der ersten Testgemeinden für „Renewable Energy Communities“ in Europa. Das Ziel solcher „Energie-Inseln“ ist es, lokal erzeugte Energie auch lokal zu speichern und zu verbrauchen und somit weitgehend unabhängig von externen Stromquellen zu werden. Zusätzlich werden freie Netzkapazitäten in Echtzeit auf die Kunden aufgeteilt, wodurch beispielsweise eine schnellere Ladung von E-Autos möglich wird.

Bausteine für lokale Energiegemeinschaften
>> Gemeinschaftlicher Speicher
Wenn lokal produziertem Strom momentan kein lokaler Verbrauch entgegensteht, kann diese Überschussenergie von den Haushalten in einem gemeinschaftlichen Speicher lokal zwischengelagert und bei Bedarf zu einem späteren Zeitpunkt wieder lokal konsumiert werden.
>> P2P Trading
Dieser Ansatz ermöglicht den lokalen Austausch von Erzeugungsüberschüssen zwischen den KundInnen, wodurch lokal erzeugter Strom vermehrt lokal vermarktet wird. Bisher wurde der Überschussstrom von Energielieferanten zu geringen Preisen abgenommen, ohne lokale Bedürfnisse zu berücksichtigen.
>> Dynamische Aufteilung der Netzkapazität
Das Konzept setzt Anreize für die optimale Nutzung freier, sich zeitlichen verändernder Netzkapazitäten für Erzeuger und Verbraucher. Dadurch wird es Haushalten ermöglicht, freie Netzkapazitäten in einem Netzabschnitt untereinander aufzuteilen. Der Netzbetreiber agiert dabei als Bereitsteller der Plattform (Market Facilitator).

 

1 ec.europa.eu/energy/topics/energy-strategy/clean-energy-all-europeans_en
2 LEAFS – Integration of Loads and Electric Storage Systems into Advanced Flexibility Schemes for LV Networks, Projektpartner: AIT Austrian Institute of Technology (Projektleitung), FRONIUS International GmbH, Siemens AG Österreich, Salzburg Netz GmbH, Netz Oberösterreich GmbH, Energienetze Steiermark GmbH, TU Wien – Energy Economics Group, Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz, MOOSMOAR Energies OG
3 PROJEKTPARTNER:
Energie Netze Steiermark (Projektleitung), Energie Burgenland, Siemens AG Österreich, AIT Austrian Institute of Technology

 
Ein Projekt im Rahmen des Innovationslabors „Green Energy Lab“
www.greenenergylab.at

 

 


  • In dieser „Urban Box“ befindet sich der Gemeinschaftsspeicher, Foto: Energie Steiermark/Symbol