Im Mai 2025 wurde die erste Ausbaustufe eines Hybridspeichers am EVN-Standort Theiß eröffnet. Damit setzt der Energieversorger den nächsten Schritt, um das konventionelle Kraftwerk in einen zukunftsfähigen Energieknoten umzubauen. Das neue Speichersystem ist eine Schlüsseltechnologie für die Energiewende. Überschüssiger Ökostrom kann hier zwischengespeichert und zeitversetzt genutzt werden. Das macht die Energieversorgung sicherer und unabhängiger.
Das EVN-Kraftwerk Theiß im Bezirk Krems verwandelt sich bereits seit einigen Jahren Schritt für Schritt zu einem nachhaltigen Energy-Hub. Das Gaskraftwerk wird heute nur mehr zur Netzunterstützung eingesetzt. Seit Herbst 2023 ist eine neue Biomasseanlage zur Versorgung von Krems mit natürlicher Wärme und grünem Strom in Betrieb. Und seit 2024 liefern 5.700 Solarmodule Sonnenstrom. Die nächste Etappe auf dem Weg zur kompletten Umstellung auf erneuerbare Energie ist der Einsatz eines innovativen hybriden Energiespeichersystems.
Zusammenspiel der Energiesysteme
Bereits vor einigen Jahren wurde an diesem EVN-Standort ein Power-to-Heat-System mit einer Leistung von 5 MW errichtet, das überschüssigen Strom nutzt, um Wärme zu produzieren. Die erzeugte Wärmemenge kann – wenn sie nicht sofort benötigt wird – im Fernwärmespeicher Theiß zwischengespeichert werden. Dieser thermische Großspeicher ist der größte Fernwärmespeicher Österreichs – ein speziell isolierter ehemaliger Öltank mit einem Fassungsvermögen von 50.000 m³ Heißwasser. Nun wurde das bestehende Power-to-Heat-System, das mit dem thermischen Großspeicher verbunden ist, um ein Batteriespeichersystem mit einer Leistung von 5 MW und einer Kapazität von 6 MWh erweitert. Das hybride System verknüpft somit Speicher, die aus unterschiedlichen Energieträgern gespeist werden, und schafft im Zusammenspiel mit dem Biomasseheizkraftwerk und der neu errichteten Photovoltaikanlage eine Schnittstelle für die verschiedenen Energiesysteme. Durch die Kombination von Batteriespeicher und thermischem Speicher wird die Flexibilität enorm gesteigert. Bei einem Überschuss an Energie im Stromnetz wird das Elektroheizsystem aktiviert – ist der Bedarf höher als die Erzeugung, kann Energie aus dem Batteriespeichersystem entnommen werden. Der Hybridspeicher gleicht die schwankende Erzeugung aus erneuerbaren Energiequellen aus und sorgt für Sicherheit und Stabilität im Netz. Gleichzeitig kann Ökostrom intelligent und mit einem fast 100-prozentigen Wirkungsgrad in Wärmeenergie umgewandelt werden. Der im Frühjahr installierte Batteriespeicher besteht aus insgesamt fünf Containern und ist erst der Anfang. Im nächsten Schritt will die EVN das System stark ausbauen und einen Batteriespeicher mit einer Leistung von bis zu 70 MW und einer Kapazität von mindestens 140 MWh errichten.
Steuerung mit Künstlicher Intelligenz
Um ein detailliertes Verständnis hybrider Speichersysteme aus technischer, wirtschaftlicher und regulatorischer Sicht zu erhalten, wurde die Planung und Umsetzung des Hybridspeichers mit dem Forschungsprojekt SEKHOS (Sector-coupling hybrid storage system Theiss)1 wissenschaftlich begleitet. Ziel war es dabei u. a., Geschäftsmodelle zur Vermarktung der Flexibilität, die zwischen den einzelnen Energieträgern verschoben werden kann, zu entwickeln. Für die Steuerung der Wärme- und Stromflüsse im Kraftwerk Theiß kam im Zuge des Forschungsprojekts auch Künstliche Intelligenz zum Einsatz. Mit Hilfe von maschinellem Lernen werden etwa Prognosen zum Wärmebedarf oder zur Produktion von Solarstrom erstellt. Für die Solarstromprognosen werden z. B. Wetterdaten sowie Erzeugungsdaten anderer Photovoltaikanlagen der EVN herangezogen. Die Integration und Verarbeitung der umfangreichen Daten bilden die Basis für die Evaluierung und Optimierung des Betriebs des hybriden Speichersystems. Auch nach Abschluss des Forschungsprojekts bleiben die Messeinrichtungen erhalten und liefern Daten, die weiterführend verwendet werden können.

Abb.: Green Energy Lab

„Forschung und Entwicklung sind für Innovationen im Energiesektor unverzichtbar. Neue Lösungen aus dem Labor werden zunächst im kleinen Maßstab getestet und weiterentwickelt. Erst wenn sie technisch ausgereift sind, erfolgt die Umsetzung im großen Maßstab und eine Integration ins Energiesystem. Dieser mehrstufige Innovationsprozess sorgt für kontinuierlichen Fortschritt und gewährleistet die maximale Sicherheit der Energieversorgung. Das Innovationslabor Green Energy Lab spielt dabei eine entscheidende Rolle, weil wir in diesem Rahmen neue Lösungsansätze im realen Betrieb testen können.“
Andrea Edelmann
Leitung Innovation und Nachhaltigkeit, EVN-Konzern
greenenergylab.at/projects/sekohs-theiss/?lang=en
1 Projektpartner:innen: TU Wien/Energy Economics Group (EEG) (Projektleitung), AIT Austrian Institute of Technology GmbH, EVN AG, EVN Wärmekraftwerke GmbH
Das Projekt SEKHOS THEISS ist Teil des Innovationsnetzwerks Green Energy Lab. greenenergylab.at
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