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Strategien und Leitlinien

für eine neue, zukunftsweisende Baukultur in Europa


Die Initiative New European Bauhaus (NEB)1 wurde 2020 von der europäischen Kommission gestartet, um den Green Deal in greifbare Veränderungen umzusetzen, die unser tägliches Leben in Städten und ländlichen Gebieten nachhaltig verbessern. Die Transformation des europäischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems umfasst nicht nur ökologische und ökonomische Aspekte, sondern ist auch ein Kulturprojekt. „Wir müssen dem Systemwandel ein Gesicht verleihen, um Nachhaltigkeit mit einer eigenen Ästhetik zu verbinden“, betonte Ursula von der Leyen 2020 in ihrer Rede zur Lage der Europäischen Union.2

Die Baukultur, d. h. die gestaltete Umwelt aus Gebäuden, Straßen, Plätzen und Räumen wirkt identitätsstiftend und hat großen Einfluss auf die Lebensqualität aller Bürger:innen. Im Zentrum des New European Bauhaus steht die Frage, wie wir Gebäude und Quartiere im Rahmen des grünen Wandels baukulturell achtsam planen, errichten und sanieren können. Die Initiative verfolgt einen interdisziplinären Ansatz, der Kunst, Kultur, Architektur, Design und Technologie vereint. Ziel ist es, zukunftsweisende Konzepte und konkrete Lösungen voranzutreiben, um das gebaute Umfeld und die Lebensstile in Europa positiv zu transformieren. Dabei wird eine Verbindung von Nachhaltigkeit mit gutem Design und sozialer Gerechtigkeit angestrebt. Neue Lösungen für Gebäude und ganze Quartiere sollen gleichzeitig inklusiv, zugänglich und erschwinglich für alle sein, während sie die Vielfalt der Orte, Traditionen und Kulturen respektieren und Ästhetik und Schönheit fördern. Forschung und Innovation spielen für die Entwicklung und Umsetzung einer zukunftsweisenden Baukultur eine zentrale Rolle. 

Prinzipien des New European Bauhaus

> Nachhaltigkeit: Die Initiative fördert umweltfreundliche und ressourcenschonende Lösungen, die die natürlichen Grenzen unseres Planeten respektieren.
> Ästhetik: Das NEB strebt nach einer Architektur mit hohem baukulturellen Wert im urbanen und ländlichen Raum, um eine lebenswerte Umgebung zu schaffen.
> Inklusion: Es wird ein offener, zugänglicher und gerechter Ansatz verfolgt, der sicherstellt, dass keine Bevölkerungsgruppen ausgeschlossen werden.
 
Die Idee des New European Bauhaus soll nicht nur in der Architektur und im Städtebau zur Anwendung kommen, sondern adressiert auch die Bereiche Mobilität, Energie und Industrie.Grafik Dimensionen des New European Bauhaus

NEB-Facility

Die NEB-Initiative hat seit ihrem Start 2020 eine starke Bewegung und die Beteiligung von Mitgliedstaaten, Regionen und Kommunen in der gesamten EU angestoßen. Zahlreiche Aktivitäten wurden seither in den Bereichen Forschung und Innovation, regionale und urbane Entwicklung, Kompetenzentwicklung und Kultur durchgeführt. Zur NEB-Community zählen über 1.500 Mitglieder, darunter die nationalen Kontaktstellen, öffentliche und gemeinnützige Organisationen sowie Unternehmen. Mit der „NEB-Facility“ startet die Europäische Kommission ab 2025 ein erstes mehrjähriges Finanzierungsinstrument. Verankert im Strategieplan Horizon Europe 2025-2027 kombiniert die NEB-Facility verschiedene Förderinstrumente der Europäischen Kommission. Im Rahmen des bisher größten Bauforschungsprogramms Europas werden in diesem Zeitraum jeweils 120 Millionen Fördergelder für Forschung und Innovation sowie für den Roll-Out zukunftsweisender Lösungen zur Verfügung stehen.

Forschung und Innovation sollen darauf abzielen, neue Lösungen für die Umgestaltung von Quartieren im Einklang mit den Werten und Prinzipien des NEB zu entwickeln. Im Fokus stehen dabei:
> die Verbindung des grünen Wandels mit sozialer Inklusion und lokaler Demokratie,
> der Einsatz von nachhaltigen Baumaterialien und die Transformation zur Kreislaufwirtschaft sowie
> innovative Finanzierungs- und Geschäftsmodelle für die Umgestaltung von Quartieren mit Blick auf Leistbarkeit und soziale Gerechtigkeit.
 
Mit der Roll-Out-Komponente der NEB-Facility wird die Skalierung und breite Umsetzung von innovativen Lösungen, deren Mehrwert bereits nachgewiesen wurde, unterstützt.
new-european-bauhaus.europa.eu/funding/new-european-bauhaus-facility_en 

Nationale Initiative Bauhaus
Österreich gilt als Vorreiter im Bereich des nachhaltigen Bauens. Zahlreiche innovative Konzepte und Lösungen konnten hier in den letzten Jahren erforscht, entwickelt und demonstriert werden. Dazu zählen u. a. kreislauffähige Baustoffe und -materialien, Technologien zur Gebäudebegrünung, nachhaltige Quartiersbetrachtung, Gebäudequalität- und Nachhaltigkeits-Zertifizierungen oder digitale Technologien für die Planung, Errichtung und den Betrieb von Gebäuden. Die Idee des New European Bauhaus lenkt nun den Blick auf das „große Ganze“, indem Nachhaltigkeit, Ästhetik und Inklusion zu zentralen Pfeilern für die Planung und Umsetzung von Bauwerken werden.
 
Die nationale „Initiative Bauhaus“ wird durch das Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur (BMIMI) koordiniert. Sie fungiert als zentrale Anlaufstelle und vernetzt Akteur:innen aus Architektur und Baukultur, Gebäudeplanung und -errichtung sowie der Bauforschung. Ziel ist es, voneinander zu lernen und gemeinsame Lösungsansätze für die lokalen Herausforderungen zu entwickeln. Die Teilnahme an der europäischen Initiative bietet die Chance, das vorhandene Knowhow international noch stärker zu positionieren, Pilotprojekte in Österreich zu initiieren und die nachhaltige Bauwirtschaft gezielt zu unterstützen.
initiative-bauhaus.at

 
1 new-european-bauhaus.europa.eu/index_en
Das NEB baut auf der Vision der historischen Bauhaus-Bewegung aus dem 20. Jahrhundert auf, die für eine Verbindung von Kunst, Handwerk und Technologie stand. Die Bauhaus-Ideen werden im Rahmen der Initiative auf moderne Bedürfnisse angewendet, insbesondere im Kontext der Klimakrise und der sozialen Herausforderungen, vor denen Europa steht.
2 ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/SPEECH_20_1655
 
Prof. Hans Joachim Schellnhuber 
International Institute for applied Systems Analysis (IIASA)
Foto: M. Silveri, IIASA

„Die Gebaute Umwelt ist durch Errichten, Betreiben und Abreißen von Gebäuden und Infrastrukturen für rund 40 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Gelingt es uns, aus dieser enormen CO2-Quelle durch die Verwendung nachhaltig produzierter Baustoffe wie Holz, Bambus oder Hanf eine CO2-Senke zu schaffen und damit die Atmosphäre vom Klimagas zu reinigen, könnte dies zur entscheidenden Maßnahme im Kampf gegen die Erderwärmung werden. Das New European Bauhaus ist eine Initiative der EU-Kommission, die Europas einzigartiges Wissen im Bereich des nachhaltigen Bauens und Gestaltens fördert und dadurch sowohl die Eindämmung des Klimawandels als auch die Anpassung an nicht mehr vermeidbare Umweltveränderungen fördert. Es handelt sich gewissermaßen um ein europäisches, dezentrales Manhattan-Projekt im 21. Jahrhundert, an dem überall dort mitgearbeitet wird, wo man zirkuläres Bauen mit nachwachsenden Materialien erforscht, plant und verwirklicht. Besonders Österreich mit seinem natürlichen Ressourcenreichtum und seiner traditionsbedingten Innovationskraft im Holzbau kann von diesem Projekt massiv profitieren.“
Prof. Hans Joachim Schellnhuber
International Institute for applied Systems Analysis (IIASA)

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