Das österreichische Modell der Gemeinnützigen Wohnbauvereinigungen (LPHAs – Limited-Profit Housing Associations) ist international sehr anerkannt und geht über die Schaffung von kostengünstigem Wohnraum weit hinaus. Das erfolgreiche Geschäftsmodell ermöglicht es, marktgerechte, klimafitte und architektonisch anspruchsvolle Gebäude für Haushalte mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu errichten. Im Rahmen einer Studie des Instituts für Immobilien, Bauen und Wohnen GmbH (IIBW) 1 wurde untersucht, wie das österreichische Modell auf andere Länder übertragen werden kann. Im Fokus stand dabei der Wiederaufbauprozess in der Ukraine. Die Ergebnisse der Analysen bilden Österreichs Beitrag zur New European Bauhaus „Rebuild Ukraine“-Initiative2.
Um erfolgreich wieder aufgebaut werden zu können, muss die Ukraine für ihre eigenen Bürger:innen – speziell für junge Menschen – attraktiv werden. Durch den russischen Angriffskrieg wurden enorme Schäden verursacht. 1,4 Millionen Wohnungen sind bisher zerstört oder beschädigt worden, besonders in den Oblasten Donezk, Charkiw, Luhansk, Kiew und Mykolajiw. Aber auch schon vor Beginn des Krieges gab es Defizite im Bereich des Wohnbaus: ein veralteter Wohnbaubestand, kaum geregelte Mietverhältnisse, wenig sozialer Wohnbau und mangelnde gesetzliche Vorgaben für Sanierungen.
Das österreichische Modell als Inspiration
Das österreichische System des Gemeinnützigen Wohnbaus überzeugt hinsichtlich der Quantität, Qualität, Finanzierung und Nachhaltigkeit. In den letzten Jahrzehnten haben die Gemeinnützigen rund 1 Million Wohneinheiten realisiert, was 25 % des gesamten Wohnungsbestands in Österreich ausmacht. Das Volumen im Neubau liegt stabil bei 15.000 bis 20.000 Einheiten pro Jahr. GBV-Wohnungen zeichnen sich durch ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, effektive Sanierungen sowie soziale und ökologische Nachhaltigkeit aus.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Aufgrund der komplexen und teils sehr unterschiedlichen rechtlichen Grundlagen und Rahmenbedingungen kann das österreichische System nicht einfach auf andere Länder übertragen werden. Aus diesem Grund wurde in der Studie ein juristischer Ansatz gewählt, um die zentralen Eckpfeiler für das erfolgreiche Modell abzubilden. Das umfangreiche österreichische Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz (WGG) wurde dazu auf nur 18 Paragrafen auf wenigen Seiten reduziert. Damit steht ein einfacher Modell-Gesetzesentwurf zur Verfügung, der von anderen Ländern übernommen und in deren Gesetzgebung integriert werden kann.
Chancen für die Umsetzung
2024 fand in Wien – organisiert von der EIB und der IOM3 mit Unterstützung des IIBW – ein internationaler Workshop zum Thema „Leistbares Wohnen in der Ukraine“ statt. Hier wurde der Entwurf des „Gesetzes für Gemeinnützigen Wohnbau“ präsentiert. Bei dieser Veranstaltung sowie bei weiteren Events in Brüssel und Lviv zeigte sich, dass seitens der Ukraine, insbesondere der Städte und Regionen, großes Interesse besteht, den skizzierten Weg weiter zu verfolgen.
klimaneutralestadt.at/de/publikationen/schriftenreihe-2024-12-housing-common-good-ukraine.php
1 Studie: Housing for the Common Good: Sustainable Governance from European Best Practice for Recovery in Ukraine
klimaneutralestadt.at/resources/pdf/schriftenreihe-2024-12-neb-common-good-housing-report.pdf
Sowohl der Entwurf des Gesetzes für Gemeinnützigen Wohnungsbau als auch die Studie sind in englischer und ukrainischer Sprache verfügbar.
2 new-european-bauhaus.europa.eu/inspiring-projects-and-ideas/actions-ukraine_en#:~:text=Objective%3A%20to%20contribute%20to%20the,construction%20methods%20using%20Ukrainian%20resources
3 European Investment Bank und IOM Ukraine – International Organisation for Migration