Die Stadt Graz hat bereits 2022 einen Klimaschutzplan erarbeitet und damit einen umfassenden Prozess zur Erreichung der Klimaziele gestartet. Ausgangspunkt ist das „Haus Graz“ selbst: Die Grazer Stadtverwaltung sowie alle städtischen Unternehmen setzen zahlreiche Maßnahmen und motivieren über 8000 Mitarbeiter:innen gemeinsam auf das Ziel Klimaneutralität hinzuarbeiten.
Am Beginn des Prozesses stand die Klimaeröffnungsbilanz, die aufzeigt, in welchen Bereichen die CO2-Emissionen in der Stadt konkret anfallen. Darauf aufbauend wurde der Grazer Klimaschutzplan erarbeitet, der 400 detaillierte Maßnahmen enthält. Die Strategie setzt auf drei Ebenen an: Den Start macht das Haus Graz selbst, das mit gutem Beispiel vorangeht und das Ziel verfolgt, bereits 2030 Klimaneutralität zu erreichen. Auf der zweiten Ebene geht es darum, nachhaltige Angebote, Strukturen und Rahmenbedingungen für ein klimafreundliches Leben und Wirtschaften in Graz zu schaffen. Die dritte Ebene zielt schließlich auf die Eigeninitiative der Grazer Unternehmen sowie die Einbindung und Partizipation der Bürger:innen ab.
„Wir wollen mit der Dekarbonisierung bei uns selbst – im Haus Graz – anfangen,“ erklärt Thomas Drage, der Klimaschutzbeauftragte der Stadt. „Strukturell ist hier bereits viel erreicht worden: Unser Klimateam wächst kontinuierlich und das Thema konnte in allen relevanten Bereichen der Verwaltung – wie Bauen, Mobilität, Energie, Beschaffung und Stadtplanung – verankert werden. Neue Mitarbeiter:innen werden in Graz schon beim Onboarding zum Thema Klimaschutz informiert und in den partizipativen Prozess mit einbezogen“.
Vorzeigeprojekt Klimalicht
Mit dem Projekt „Klimalicht“ 1 werden klimaschonende Lebensweisen in Graz ganz konkret erprobt. Dafür stellten 14 Bedienstete der Stadtverwaltung im Sommer 2024 ihren Alltag komplett um. Gemeinsam mit ihren Familien verzichteten sie einen Monat lang auf Fleisch, Autofahrten und Flugreisen und setzten stattdessen auf eine gesunde, vegetarische Ernährung sowie saubere Mobilitätsformen. Alle Wege wurden zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt. Anschließend wurden die Erfahrungen im Kreis der Kolleg:innen geteilt und Tipps für ein klimafreundliches Verhalten ausgetauscht. Die Bilanz: Der ökologische Fußabdruck konnte um bis zu 80 Prozent gesenkt werden. Das „Klimalicht“ hat auch über Graz hinaus für viel Aufmerksamkeit gesorgt und geht aktuell in die zweite Runde.
Photovoltaik-Masterplan
Im Bereich Energie setzt die Stadt Graz auf Gebäudesanierungen, den Einsatz von Photovoltaik zur Eigenstromerzeugung sowie den Umstieg auf alternativ betriebene Fahrzeuge. Mit dem PV-Masterplan 2 wurden die Voraussetzungen zur großflächigen Errichtung von städtischen PV-Anlagen geschaffen. Der Plan sieht im ersten Umsetzungspaket von 2024 bis 2026 Gesamtinvestitionskosten von rund 34 Millionen Euro vor und weist rund 50 Dachflächen sowie zwei Freiflächen und eine Großanlage am Airport Graz aus. Mit diesem ersten Ausbaupaket (26,5 MW) kann rund ein Drittel des prognostizierten Gesamtstrombedarfs des Hauses Graz von rund 79 GWh/a abgedeckt werden. Damit ergeben sich Einsparungen von ca. 5.700 Tonnen CO2-Emissionen, was einer CO2-Reduktion von 12 Prozent entspricht.3
Attraktive Mobilität und mehr Grün
Ein wichtiger Hebel, um das Ziel Klimaneutralität bis 2040 in Graz zu erreichen, ist die Attraktivierung nachhaltiger Mobilitätsformen. Deshalb werden zahlreiche Maßnahmen für die Mobilitätswende gesetzt: Dazu gehören der kontinuierliche Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes, die Erweiterung des Radwegenetzes im Rahmen der Grazer Radoffensive sowie die Gestaltung von zahlreichen neuen attraktiven Fußwegen. Ein wichtiger Fokus der Stadt liegt auch auf Projekten zur Stadtbegrünung und der Planung und Umsetzung von zusätzlichen Grünanlagen, Parks und Wasserflächen.
Der Klimapakt: Verantwortung übernehmen
2024 wurde in Graz der „Klima-Pakt#bindabei“ ins Leben gerufen, um sämtliche Kräfte in der Stadt zu bündeln. Alle Wirtschaftstreibenden, Organisationen, Vereine, Unternehmen und Stakeholder:innen sowie die Bürger:innen wurden eingeladen, aktiv Verantwortung für das Ziel Klimaneutralität bis 2040 zu übernehmen. Der Pakt beinhaltet das klare Bekenntnis, sich selbst als Teil der Lösung zu verstehen, im eigenen Wirkungsbereich Emissionen zu reduzieren und andere zu motivieren, den Weg mitzugehen. Mit Oktober 2025 haben bereits 94 Unternehmen den Klimapakt unterzeichnet. Damit können insgesamt 50.000 Mitarbeiter:innen für das Thema Klimaschutz erreicht werden. „Beim Klimapakt sind Unternehmen wie Siemens und Andritz sowie andere große Arbeitgeber, wie z. B. das Krankenhaus oder die Universitäten dabei,“ berichtet Thomas Drage. „Aber auch viele Ein-Personen-Unternehmen und rund 500 Bürger:innen haben den Pakt bereits unterschrieben. Das sind wichtige Botschafter:innen, die das Thema in ihrem Umfeld und in den sozialen Medien aktiv kommunizieren.“
Austausch mit anderen Pionierstädten
Die Teilnahme an der Mission „Klimaneutrale Stadt“ nutzt die Stadt Graz, um ihre Maßnahmen auf dem Weg zur Klimaneutralität rasch voranzutreiben, sich mit anderen Pionierstädten zu vernetzen und vom Erfahrungsaustausch zu profitieren. Viele der in Graz gewonnenen Erkenntnisse konnten schon präsentiert und an andere weitergegeben werden.
„Im Rahmen des Begleitprozesses findet laufend ein reger Austausch statt“, erläutert Doris Wiederwald vom Grazer Referat für Klimaschutz und Förderprojekte. „In den vielen thematischen Fokusgruppen können wir unsere Erfahrungen einbringen, aber auch wichtige Ergebnisse mitnehmen. In diesem Rahmen haben wir z. B. den Grazer Klimapakt vorgestellt oder auch zum Thema Bilanzierung sowie Green Budgeting Know-how ausgetaucht. Mit der Partnerschaft ist ein sehr dynamisches Umfeld entstanden, wo Expert:innen aus den Pionierstädten konstruktiv auf Augenhöhe zusammenarbeiten und Ihr Wissen teilen.“
klimaneutralestadt.at/de/projekte/pionierstaedte/klima-pionierstadt-graz.php
1 stadtgraz.buzzsprout.com/2116889/episodes/15261585-projekt-klimalicht-ein-monat-fleisch-und-autofrei-leben
2 www.holding-graz.at/de/photovoltaik-masterplan-fuer-das-haus-graz/
3 Stand März 2025



