Salzburg Stadteil Schallmoos, Foto; SIR

Salzburg Stadteil Schallmoos, Foto; SIR

Smart City Salzburg
Strategien und Projekte mit Vorbildfunktion

Die Stadt Salzburg nimmt in vielen energierelevanten Bereichen seit Jahren eine Vorreiterrolle ein. Salzburg verfügt mit zahlreichen Klimaschutzprojekten und als Modellregion für Smart Grids und Elektromobilität über ein breites Spektrum an emissionsreduzierenden Initiativen. Bereits 2008 fanden nationale und internationale Klimaschutzvorgaben Eingang in das Räumliche Entwicklungskonzept (REK) der Stadt. Es ist erklärtes Ziel, den Energieverbrauch deutlich zu senken und den Anteil erneuerbarer Energien zu erhöhen. Verschiedene Szenarien wurden für die Energiezukunft der Stadt erarbeitet. Als realistisch wird die Reduktion des Energieverbrauchs pro EinwohnerIn bis 2050 um 30 % zur Basis von 2010 und eine Steigerung der lokalen Produktion erneuerbarer Energie von 8,8 % im Jahr 2010 auf 32,3 % im Jahr 2050 angesehen.

Für die Umsetzung dieser Ziele wurde 2012 unter Einbindung der Stakeholder ein Masterplan 2025 entwickelt, in dem umfangreiche Maßnahmen konkretisiert wurden. Es wird ein technologie- und themenübergreifender Ansatz genutzt, der die Bereiche Gebäude (Neubau/Sanierung), Energieaufbringung und -verteilung, Mobilität, Freiraumplanung, soziale Aspekte sowie die Beteiligung der StadtbewohnerInnen in einer Gesamtstrategie verbindet. Wissenschaftlich begleitet wird der Entwicklungsprozess vom Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen (SIR). Im Rahmen einer Gebäudestrukturanalyse wurden 2013 geeignete Gebäudecluster und Siedlungen für die Sanierung ganzer Stadtquartiere identifiziert.

Smart City Pilotprojekte

Wichtigstes Vorreiterprojekt ist das Stadtwerk Lehen mit fast 300 Wohnungen, Geschäftsflächen, Kindergarten, Studentenheim und dem „Life Science“-Bürokomplex. Hier wurde erstmals ein nachhaltiges Energiekonzept für einen Stadtteil in die Praxis umgesetzt. Maßgeblich dafür war das EU-Projekt „Green Solar City“ aus dem Programm CONCERTO. Gefördert wurden unter anderem 2.000 m2 Solarkollektorfläche, ein 200.000-Liter Pufferspeicher, eine über 250 m2 große Photovoltaikanlage sowie ein Niedertemperatur-Mikronetz, über das auch die umliegenden Wohngebäude in der Strubergasse mit Wärme versorgt werden. Die Sanierung des angrenzenden alten Wohnquartiers, der Strubergassensiedlung, erfolgte mit modernsten Technologien.

Die umfassende Modernisierung der Goethesiedlung im Stadtteil Itzling (eines der im Rahmen der Gebäudestrukturanalyse identifizierten Gebiete) könnte ein neues, richtungsweisendes Vorzeigeprojekt werden. Aktuell werden die Machbarkeit einer energetisch sehr ambitionierten (nahezu CO2-neutralen) Energieversorgung geprüft und die sozialen Aspekte einer nachhaltigen Sanierung der Siedlung aus den 1970er Jahren analysiert.

Ausgangspunkt für das Projekt Smart District Gnigl war der anstehende Neubau einer Volksschule im Stadtteil Gnigl. Im Zuge dessen sollen der Kindergarten und das benachbarte Vereinsheim in einem neu zu errichtenden Gebäudekomplex integriert werden. Der Bildungscampus Gnigl ist als energetisches Leuchtturmprojekt konzipiert und könnte Impulse für den gesamten Stadtteil setzen. In einer Sondierungsstudie wurden die Grundlagen für die Umsetzung erarbeitet. Dazu gehören u.a. eine Wirtschaftlichkeitsanalyse für das Nahwärmenetz sowie die Abschätzung von Energieeinsparungspotenzialen des umliegenden Gebäudebestands. Zudem wurden Vorschläge für Mobilitätslösungen und die Einbindung der BürgerInnen entwickelt.

Aktuelle Projekte für die Smart City Salzburg

EnergyCityConcept – Energiemodellierung mit dem Ziel einer 100 % CO2-freien Wärmeversorgung im Rahmen eines Energiekonzepts für den Stadtteil Schallmoos
ZeCaRe – Sondierung/Umsetzungsvorbereitung einer Sanierung der Siedlung F. Inhauserstraße (eine der identifizierten Siedlungen der Gebäudestrukturanalyse)
ItzSmart – Erarbeitungen von Grundlagen für eine „smarte“ Stadtteilentwicklung in Itzling
HeatSwap – Entwicklung eines integrierten Wärmeplans für den Zentralraum Salzburg als Grundlage für weitere Maßnahmen zur Energieraumplanung

KONTAKT
DI Helmut Strasser, SIR Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen
helmut.strasser@salzburg.gv.at
www.smartcitysalzburg.at

 

Foto: Franz Neumayr
Foto: Franz Neumayr

Interview mit DI Helmut Strasser
SIR Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen

Die Stadt Salzburg befindet sich in einem Entwicklungsprozess hin zur Smart City. Was sind dabei die zentralen Herausforderungen?

Zum einen geht es um eine umfassende Modernisierung des Gebäudebestands; durch integrale Planung und BewohnerInneneinbindung sollen Wohnsiedlungen zu attraktiven Stadtquartieren aufgewertet werden. Weiters braucht es eine Wärmewende, d. h. die langfristige Sicherung einer CO2-freien Wärmeversorgung. Und zum dritten stellt die Umstellung des Mobilitätssystems eine große Herausforderung hinsichtlich Finanzierung und Akzeptanz in der Übergangsphase dar.

Welche smarten Technologien und Services haben die größten Potenziale?

In erster Linie geht es um Maßnahmen und Instrumente, die die Suffizienz erhöhen. Die beachtliche Effizienzsteigerung im Wohnbau in den letzten Jahrzehnten wurde durch den erhöhten Flächenbedarf aufgefressen. Mehr Fläche bedeutet aber nicht immer höhere Wohnqualität. Synergien durch gemeinschaftliche Nutzungen halte ich für einen guten Ansatz. Eine integrierte Stadtplanung kann und muss hier einen maßgeblichen Beitrag leisten. Raumplanung und Energieplanung müssen sich zur Energieraumplanung verbinden, um Energiepotenziale wie beispielsweise Abwärme intelligent nutzen zu können.

Wie wird sich Salzburg in Zukunft weiterentwickeln, was sind die kommenden Meilensteine?

Einige Stadtumbau- und Quartiersentwicklungen sind gerade in Vorbereitung. Es wird spannend zu sehen, welche Lösungen mit den BewohnerInnen entwickelt werden. Die Verbindungen von Energie, Raumplanung und Freiraumgestaltung auf der einen und Wohnen und Mobilität auf der anderen Seite geben hier die Richtung vor. Einen weiteren Meilenstein sehe ich im angestrebten Phase-Out von Öl und Gas in der Wärmeversorgung. Antworten dazu erwarte ich mir aus dem gerade im Rahmen der „Vorzeigeregion Energie“ gestarteten Projekts „HeatSwap“. Und drittens könnte der Ausbau eines Stärkefelds, nämlich des Radverkehrs, Salzburg dem europäischen Spitzenfeld mit Amsterdam oder Kopenhagen näher bringen.

 

  • Solarspeicher, Foto: SIR
    Solarspeicher, Foto: SIR
  • Stadtwerk Lehen, Foto: Stadt Salzburg
    Stadtwerk Lehen, Foto: Stadt Salzburg
  • Stadtwerk Lehen - Solarspeicher, Foto: SIR
    Stadtwerk Lehen - Solarspeicher, Foto: SIR