Foto: Fleischwaren Berger

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InSun
Solarthermie für industrielle Prozesswärme

Der Fokus des EU-Projekts „InSun – Industrial Process Heat by Solar Collectors“ (gefördert im 7. EU Forschungsrahmenprogramm) liegt auf der Demonstration großer solarthermischer Anlagen für die Anwendung in industriellen Prozessen. Es sollen Zuverlässigkeit und Qualität solcher Anlagen für die Bereitstellung von Prozesswärme im niedrigen und mittleren Temperaturbereich geprüft werden. Sechs Partner aus Österreich, Italien, Spanien und Deutschland nehmen an dem Verbundprojekt teil. Im Rahmen des Projekts wurden in Italien und Österreich zwei thermische Solaranlagen mit einer Heizleistung von über 1 MW errichtet und in Produktionsprozesse der Ziegel- sowie lebensmittelverarbeitenden Industrie integriert. In Österreich wurde im Unternehmen Fleischwaren Berger ein Solarthermiesystem der Firma S.O.L.I.D. mit optimierten Flachkollektoren installiert. Das System liefert seit Juni 2013 detaillierte Messdaten und wurde von der AEE INTEC im Zeitraum 2013 bis 2015 einem Monitoring unterzogen.

Solarwärme bei Fleischwaren Berger

Die Firma Fleischwaren Berger verarbeitet am Standort Sieghartskirchen in Niederösterreich Frischfleisch zu Schinken und Wurstprodukten. Täglich werden rund 100 Tonnen Fleischwaren produziert. 2014 errichtete das Unternehmen mit Unterstützung des Klima- und Energiefonds im Rahmen des Förderprogramms „Solarthermie – Solare Großanlagen“ eine thermische Solaranlage mit einer Kollektorfläche von 1.067 m2 und einem 60 m3 Energiespeicher. Dabei kamen Flachkollektoren des Typs Gluatmugl HT der Firma S.O.L.I.D. zum Einsatz. Die solare Wärme wird an zwei Stellen in den Produktionsprozess eingespeist. Zum einen wird sie für die Brauchwassererzeugung verwendet. Der Bedarf an Brauchwasser (40-60°C)  für Reinigungszwecke beträgt 7 m3/h. Das Wasser wird zum Abduschen der Wurstprodukte, für Trocknungsprozesse sowie für die Kisten- und Maschinenreinigung benötigt. Zum anderen wird höher temperiertes Warmwasser (> 60°C) für die Vorwärmung des Zusatzwassers zweier Dampfkessel eingesetzt.

Mag. Rudolf Berger Geschäftsführung Fleischwaren Berger Fotos: Fleischwaren Berger
Mag. Rudolf Berger
Geschäftsführung Fleischwaren Berger
Fotos: Fleischwaren Berger
„Seit Jahren spielten wir mit dem Gedanken ein Umweltprojekt zu starten, um den Beweis anzutreten, dass auch in der Fleischindustrie Sonnenenergie sinnvoll für Prozesswärme genutzt werden kann. Die im Jahr 2014 fertiggestellte Anlage überzeugte bereits nach einjähriger Betriebsphase. Eine Anlagenvergrößerung mit 121 m2 Parabolrinnenkollektoren wurde daraufhin im Jahr 2015 projektiert und Ende des Jahres fertiggestellt. Anstatt Erdgas zu verwenden setzen wir auf die Kraft der Sonne – aus einer Idee wurde Wirklichkeit und dafür möchte ich allen daran Beteiligten danken.“

Mag. Rudolf Berger
Geschäftsführung Fleischwaren Berger

Ergebnisse des Monitorings

Die Solaranlage zeigte im Betrachtungszeitraum ein solides Betriebsverhalten und lieferte zufriedenstellende solare Erträge. Mit einem kumulierten jährlichen Solarertrag von 408 kWh/msowie einem solaren Deckungsgrad von rund 3,5 %  werden die Prognosewerte erreicht. Rund 83 % (314 MWh) des gesamten solaren Ertrags wurden im Betrachtungszeitraum für die Brauchwasserbereitung eingesetzt. Der jährliche solare Anteil am gesamten Energieverbrauch für die Warmwasserbereitung beträgt 11 %, wobei speziell in den Sommermonaten solare Deckungsgrade von rund 60 % erreicht werden konnten. Für die Vorwärmung des Kesselspeisewassers wurden 64 MWh herangezogen. Dies stellt rund 0,7 % des gesamten Energiebedarfs für die Dampferzeugung dar.

Um den Anteil der an die Dampfkessel gelieferten Wärmemenge zu erhöhen, wurde 2015 zusätzlich ein 122 m2 großes Parabolrinnen-Kollektorfeld mit einer maximalen Heizleistung von 60 kW integriert, das als Temperatur-Booster für die Flachkollektoren dient. Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung werden beide Kollektortypen hinsichtlich Funktion, Ertrag und Wirtschaftlichkeit verglichen. Durch die Nutzung der Solarwärme werden bei Fleischwaren Berger jährlich bis zu 46.500 Liter Heizöl eingespart, dies bedeutet eine Reduktion der CO2-Emissionen um jährlich 150 Tonnen. In Relation zum gesamten Heizölbedarf des Unternehmens ist dies eine Ersparnis von 4 bis 5 %.

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Quelle: Klima- und Energiefonds

Internationale Forschungskooperation
Österreichische ExpertInnen beschäftigen sich auch im Rahmen der Forschungsaktivitäten der Internationalen Energieagentur (IEA) mit dem Thema Solare Prozesswärme. IEA Solar Heating and Cooling Task 49/IV wird von der AEE INTEC geleitet und behandelt die Schwerpunkte Prozesswärmekollektoren und deren Einsatzgebiete, Prozessintegration und Prozessintensivierung sowie Verbreitungsmaßnahmen für eine bessere Marktdurchdringung.
www.nachhaltigwirtschaften.at/iea/results.html/id7245 

 

 

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