Experteninterview
Dr. Barbara Schmidt - Österreichs Energie

Foto: Österreichs Energie
Foto: Österreichs Energie

Speichertechnologien im zukünftigen Energiesystem

Wie werden sich unsere Energiesysteme in Zukunft verändern? Werden wir verstärkt Energie aus erneuerbaren Quellen nutzen können?
Österreichs Stromerzeugung stammt bereits heute zu mehr als 80 % aus erneuerbaren Quellen. Wir wollen diesen Anteil bis 2030 durch den Ausbau von Wasserkraft, Windkraft und Photovoltaik auf 85 % steigern. Das bedeutet eine Aufstockung der erneuerbaren Stromproduktion um 20 Milliarden Kilowattstunden jährlich, weil ja auch der Stromverbrauch wachsen wird, indem Strom zunehmend fossile Energien ersetzt.

Wie kann die fluktuierende Energieerzeugung z. B. aus Wind und Sonne in unser Stromsystem integriert werden?
Das ist ein Prozess, den man langfristig sehen muss – mit stärkeren Übertragungsnetzen, stärkeren Verteilernetzen, smarten Systemen, einem Ausbau der Großspeicher und zunehmend Batteriespeichern im Netz und bei den Kunden. Am Ende der Entwicklung werden voraussichtlich Technologien wie Power-to-Gas kommen.

Welche Rolle wird die Speicherung von Energie in zukünftigen Energiesystemen spielen?
Speicher spielen eine entscheidende Rolle. In einem ersten Schritt brauchen wir Kurzzeitspeicher für mehr Flexibilität, um die flexiblen Gaskraftwerke zu ergänzen. Der zweite Schritt sind stärkere Übertragungsleitungen um regionale Erzeugung aus erneuerbaren Energien und Nachfrage besser in Einklang bringen zu können. Der letzte Schritt sind Langzeitspeicher, die eine Überbrückung jahreszeitlicher Schwankungen ermöglichen werden.

Welche neuen Technologien im Bereich der Energiespeicherung haben aus Ihrer Sicht das größte Potenzial?
Im Bereich der Kurzzeitspeicher sind das sicherlich Batterietechnologien. Bei Großspeichern sind noch immer Wasserkraft-Pumpspeicher unschlagbar. Langzeitspeicherung wird wegen der großen Energiemengen nur über Power-to-Gas oder ähnliche Technologien möglich werden.

Welche Chancen sehen Sie in Technologien für integrierte Gesamtlösungen, z. B. im Rahmen von Hybridnetzen?
Wie gerade erwähnt – ist es die Verbindung von Gas und Strom. Aber das ist noch ein wenig Zukunftsmusik, denn hier gibt es noch große Wirkungsgradverluste. Das macht man erst, wenn man derartige Überschüsse an Ökostrom hat, dass man sie anderweitig nicht mehr unterbringen kann. Es ist aber gut, dass hier geforscht wird, denn brauchen wird man das sicher.