Experten-Interview
DI Sabine Putz, Leiterin F & E bei S.O.L.I.D.

DI Sabine Putz, Leiterin F&E bei S.O.L.I.D. Solarinstallation und -design Foto: S.O.L.I.D.
DI Sabine Putz Foto: S.O.L.I.D.

S.O.L.I.D. gehört mit seinem Know-how für Großsolaranlagen zu den weltweit führenden Unternehmen in der Solarbranche. Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung des Solarthermiemarktes?
Der Kleinanlagenmarkt schrumpft bekanntlich, da Förderungen ausbleiben und die Systemkosten in diesem Bereich noch immer viel zu hoch sind. Beim Großanlagenmarkt sieht es anders aus, hier erwartet die Branche ein Umsatzwachstum, das auf große in Fernwärme einspeisende Anlagen zurückzuführen sein wird. Trotz leichter Rückgänge ist aber auch insgesamt ein stetiges Wachstum gegeben. Seit 2000 ist der Markt weltweit von 62 GWth auf 406 GWth angewachsen. China dominiert noch immer den Markt, ein globaler Trend zu Mega- und Gigawatt-Anlagen ist zu beobachten.

Wo besteht im Bereich Großanlagen Forschungs- und Entwicklungsbedarf?
Forschungsbedarf gibt es in den Bereichen smarte Einbindung und Steuerung von solaren Großanlagen in Fernwärmenetzen, Senkung der Fernwärme-Rücklauftemperaturen, große Wärmespeicher, Zertifizierung von Gesamtsystemen und Entwicklung von Business Modellen für Großanlagen.

Welche neuen Technologien und Anwendungsfelder haben aus Ihrer Sicht das größte Potenzial?
Als vielversprechende neue Technologie zur Optimierung von Solaranlagen sehe ich Absorptionswärmepumpen. Sie ermöglichen es, den saisonalen Wärmespeicher effizienter zu entleeren, wodurch sich die Solarerträge erhöhen und die benötigte Speichergröße reduziert wird. Dies verringert die Kosten des Gesamtsystems und verbessert die Netto-Performance der Anlage.

Sie sind auch als Expertin im Rahmen der Technologie­initiative „Solar Heating and Cooling“ der Internationalen Energieagentur (IEA) tätig. Welche Trends sind international zu beobachten?
China verbessert laufend die Qualität von Großanlagen mit Schwerpunkt Einspeisung in die Fernwärme. Seit dem Weltklimagipfel 2015 in Paris ist zu beobachten, dass verschiedene Programme der IEA sich zu vernetzen beginnen (z. B. Bioenergy und Solar Heating and Cooling (SHC), oder District Heating and Cooling mit SHC). Gemeinsame Strategien werden programm­übergreifend entwickelt. Der Trend geht eindeutig in Richtung „Carbon free Economy“ 2030/2050.

Welche Chancen sehen Sie für österreichische Unternehmen auf den internationalen Märkten?
Österreich, insbesondere die Steiemark, gehören zu den Solarthermie-Pionieren. Einige wenige Unternehmen konnten sich am schwierigen Markt positionieren. Der Trend zu Mega- und Gigawatt-Anlagen wird den österreichischen Kollektorproduzenten und Solarinstallateuren helfen, ihre Umsätze nicht nur in Österreich, sondern weltweit zu steigern.