Illustration: Chalabi Architekten & Partner

Illustration: Chalabi Architekten & Partner

Die Architekten DI Talik CHALABI und DI Jafaar Chalabi zum Gesamtkonzept des Sheikh Zayed Desert Learning Center

Chalabi Architekten & Partner Talik und Jaafar Chalabi v.l.n.r.
Chalabi Architekten & Partner Talik und Jaafar Chalabi v.l.n.r.

Sie waren mit der Generalplanung des Projekts beauftragt. Wie gestaltet sich der Planungsprozess für ein so komplexes Bauvorhaben?
Als Generalplaner waren wir auch für die Koordinierung der Fachplaner zuständig. Es gab regelmäßig intensive Planungsworkshops, wobei wir die Anforderung ein nachhaltiges Gebäude zu schaffen als Herausforderung an den architektonischen, statischen und haustechnischen Entwurf verstanden haben. Wir konnten den hohen Planungsaufwand durch den Einsatz aktueller 3D-Planungssoftware mit parametrischen Entwurfsanwendungen verringern. Diese Software ermöglichte uns die Planung vieler komplexer Gestaltungselemente wie die Rautenfassade oder die gefalteten Rautenverkleidungen im Innenraum.

Eignen sich unsere innovativen Gebäudekonzepte und Energietechnologien für den Einsatz in Ländern mit teils extremen klimatischen Bedingungen?
Innovative Gebäudekonzepte, die für das europäische Klima entwickelt wurden, müssen natürlich an die klimatischen Bedingungen angepasst werden, in unserem Fall an das extrem heiße und trockene Klima der arabischen Wüste. Der größte Unterschied ist, dass die Energietechnologien keinen Heizwärmebedarf sondern einen Kühlenergiebedarf decken müssen. Die Lösung für das Desert Learning Center besteht aus einer Kombination aus solarer Kühlung, Stromerzeugung durch Photovoltaikmodule, Vorkonditionierung der Zuluft in einem Erdwärmetauscher und konventionellen Technologien. Diese Lösung funktioniert aber nur im Zusammenspiel mit passiven Maßnahmen, die in den architektonischen Entwurf eingearbeitet wurden.

Was waren die größten Herausforderungen bei der Realisierung des Projekts?
Die größte Herausforderung war sicher die Erfüllung der hohen Erwartungen des Bauherrn bezüglich der Zertifizierung des Gebäudes. Vor allem die Estidama Zertifizierung gestaltete sich sehr schwierig, da Estidama ein lokaler Nachhaltigkeitsstandard ist, der erst 2010 eingeführt wurde. Das Desert Learning Center war eines der Pilotprojekte des Estidama Testlaufs, was von allen Projektpartnern einiges an Improvisation und Flexibilität erforderte.

Wie sehen Sie die Chancen für eine weitere Verbreitung solcher Konzepte im arabischen Raum, z. B. auch im Bereich des Wohnbaus?
Mit der öffentlichen Wirksamkeit des Desert Learning Center als neue Attraktion der Stadt Al Ain und als Pilotprojekt während der Einführung des Nachhaltigkeitsstandards Estidama sehen wir in Hinblick auf die Verbreitung nachhaltiger Konzepte und Technologien im Bereich der öffentlichen Gebäude einen sehr positiven Trend. Was den Bereich des Wohnbaus betrifft, werden sich die Chancen für einen solchen Trend wohl in den nächsten Jahren zeigen. Ein Projekt für die Errichtung eines Wohnviertels mit 256 Villen in unmittelbarer Nähe zum Desert Learning Center, das wir für den gleichen Bauherrn geplant haben, wurde in der Planungsphase ebenfalls als Pilotprojekt für Estidama ausgewählt, um die Nachhaltigkeitskriterien im Bereich Wohn- und Städtebau zu evaluieren und zu verbessern.